„zögern Sie nicht, uns anzurufen“ – wie Sie heute besser formulieren
Formulierungen mit „zögern Sie nicht“ oder „scheuen Sie sich nicht“ gelten heute als altbacken, ungeschickt – und wirkungslos.
Anfang der 2000er Jahre wurde aus dem Englischen die Formulierung „If you have any questions, please do not hesitate to contact us“ wörtlich ins Deutsche importiert. Und gleich vorweg: Die „Hesitate“-Formulierung gilt heute auch im Englischen als indirekt, negativ und damit nicht mehr zeitgemäß.
Alle Texte wie auch Briefe und E-Mails müssen heute gleichberechtigt formuliert sein. Das bedeutet, Sie formulieren auf derselben Ebene mit den Personen, die Ihre Schreiben erhalten. Es gibt keine unterwürfigen und auch überheblichen Formulierungen.
Ausnahme: In Hotels und Gastronomie werden untertänige Formulierungen wie „Dürfte ich Ihnen noch ein Dessert bringen?“ auch heute noch als Zeichen von Gastlichkeit empfunden.
Warum passt „zögern Sie nicht“ heute nicht mehr in E-Mails und Briefen?
Wenn Sie heute zeitgemäß schreiben, dann wählen Sie Formulierungen, die Sie und Ihre Partner gleichberechtigt darstellen. Es gibt also keine unterwürfigen und keine überheblichen Formulierungen.
„Zögern Sie nicht“ und „Scheuen Sie sich nicht“ stellen die Empfänger in einer schwachen Position dar, als würden sie sich nicht trauen oder wären so schüchtern, dass Sie sie erst ermuntern müssten, überhaupt mit Ihnen in Kontakt zu treten. Das ist sicher das Gegenteil von einer gleichberechtigten Kommunikation.
Welche Abschlusssätze sind heute empfehlenswert in E-Mails und Briefen?
Verwenden Sie heute Formulierungen wie:
- Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich bitte einfach bei uns.
- Bei Fragen rufen Sie uns bitte an.
- Haben Sie Fragen oder möchten Sie weitere Informationen? Dann rufen Sie uns bitte einfach an.
Welche weiteren Formulierungen heute als falsch, veraltet oder psychologisch ungeschickt gelten, sehen Sie hier.
Sprachwandel in der Geschäftskommunikation: Von formell zu partnerschaftlich
Die Art, wie wir schreiben, hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Was früher als höflich galt, wirkt heute distanziert oder sogar künstlich. Besonders deutlich zeigt sich das in Abschlussformulierungen von E-Mails und Briefen.
Die aus dem Englischen übernommene Formulierung „Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren“ gehört dazu. Sie stammt aus einer Zeit, in der Höflichkeit mit Förmlichkeit gleichgesetzt wurde. Heute erwarten Kundinnen und Kunden, Partner und Kolleginnen jedoch etwas anderes: Natürlichkeit, Augenhöhe und echte Gesprächsbereitschaft – keine gestanzten Floskeln.
Warum „Zögern Sie nicht“ nicht mehr passt
Formulierungen wie „Zögern Sie nicht“ oder „Scheuen Sie sich nicht“ wirken heute wie aus einem verstaubten Business-Benimmkurs. Sie gehen davon aus, dass die andere Person eine Hemmschwelle hat – und dass Sie als Absender diese erst abbauen müssen.
Das ist nicht partnerschaftlich. Es klingt eher so, als müsste man sich überwinden, um in Kontakt zu treten – obwohl die Kommunikation eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Moderne Kommunikation drückt Vertrauen aus. Sie zeigt, dass der Kontakt willkommen ist – nicht, dass er erst mühsam angestoßen werden muss. Wer heute schreibt, „Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie einfach an.“, kommuniziert auf Augenhöhe. Diese kleine Veränderung signalisiert: Wir begegnen uns respektvoll, aber ohne künstliche Distanz.
Sprachwandel als Spiegel der Beziehungskultur
Die Veränderung in der schriftlichen Kommunikation ist Teil eines größeren Wandels: weg vom Top-down-Stil, hin zu echter Partnerschaft. Unternehmen, die ihre Kundinnen und Kunden heute ernst nehmen, verzichten auf überflüssige Förmlichkeiten. Sie setzen auf klare Aussagen und freundliche Direktheit.
Das bedeutet nicht, dass Höflichkeit oder Stil verloren gehen – im Gegenteil. Es geht darum, respektvoll zu kommunizieren, ohne dabei abgehoben oder altmodisch zu wirken.
Warum Abschlussformulierungen so entscheidend sind
Der letzte Satz bleibt im Gedächtnis. Er entscheidet oft darüber, wie jemand Ihre E-Mail bewertet – als freundlich, einladend, unpersönlich oder sogar abschreckend. Ein guter Abschluss aktiviert, baut Sympathie auf und signalisiert Offenheit.
Die Formulierung „Zögern Sie nicht“ bremst genau das. Sie klingt nicht nach Einladung, sondern nach psychologischer Hürde. Wer dagegen schreibt: „Haben Sie Fragen? Melden Sie sich gern.“, schafft Nähe und baut Vertrauen auf.
Wie zeitgemäße Kommunikation Vertrauen aufbaut
Sprache wirkt. Sie prägt, wie Menschen ein Unternehmen wahrnehmen. Eine altmodische, gestelzte Formulierung kann schnell so wirken, als wäre das gesamte Unternehmen in den 90er-Jahren stehen geblieben. Wer dagegen klar, freundlich und direkt schreibt, zeigt: Hier arbeitet ein modernes Team mit echtem Interesse am Gegenüber.
Und genau das erwarten Empfängerinnen und Empfänger heute: dass Kommunikation kein Hindernislauf ist, sondern ein unkomplizierter Austausch. Abschlussformulierungen wie „Zögern Sie nicht“ oder „Scheuen Sie sich nicht“ stehen dem im Weg. Sie lösen beim Lesen keinen Impuls zum Handeln aus, sondern ein Gefühl von Distanz. Ganz anders wirken Sätze wie:
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„Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.“
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„Rufen Sie einfach an – wir sind für Sie da.“
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„Melden Sie sich gern, wenn Sie Fragen haben.“
Sprache ist Service – und Service ist Haltung
Professionelle Kommunikation zeigt sich nicht nur im Ton, sondern auch in der Haltung. Wer glaubwürdig kommunizieren will, braucht mehr als nur ein paar neue Textbausteine.
Entscheidend ist die innere Einstellung: Möchten Sie wirklich erreichbar sein? Wollen Sie ein Gespräch auf Augenhöhe? Dann schreiben Sie genau so. Ihre Sprache folgt Ihrer Haltung – und wird von Ihren Leserinnen und Lesern sofort als ehrlich empfunden.
E-Mails, die wirklich gelesen – und beantwortet – werden
Viele E-Mails bleiben unbeantwortet, weil sie keinen echten Anreiz zum Antworten bieten. Sie enden mit Floskeln oder klingen wie automatisierte Vorlagen. Ein aktiver, klar formulierter Abschluss motiviert eher zur Reaktion. Verabschieden Sie sich also nicht mit leeren Floskeln, sondern mit einer echten Einladung zum Dialog. Zwei Beispiele:
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Statt: „Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.“ Besser: „Schreiben Sie uns einfach – wir melden uns bei Ihnen.“
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Statt: „Für weitere Informationen stehen wir gern zur Verfügung.“ Besser: „Wenn Sie mehr wissen möchten, melden Sie sich gern.“
Bringen Sie sich auf den aktuellen Stand im Korrespondenztraining bzw. E-Mail-Training
Wenn Sie Ihre gesamte schriftliche Kommunikation auf den Prüfstand stellen möchten, buchen Sie unser Korrespondenztraining oder das E-Mail-Seminar. Hier entwickeln Sie gemeinsam mit uns neue Formulierungen für Ihre Mails und Briefe – verständlich, modern und kundenorientiert. Sie lernen, wie Sie Sprache als Beziehungsinstrument nutzen und wie Sie in jedem Medium den richtigen Ton treffen.
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Autor: Uwe Freund ist Kommunikationstrainer, Dozent, Coach, Speaker und Berater mit über 30 Jahren Erfahrung für die Themen